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4.8Sterne
4.8
Hervorragend

Spannend und motivierend: die Pirschjagd

Viele Jäger haben viele Meinungen. Einige gehen lieber auf den Ansitz, genießen die Ruhe und erfreuen sich an langen Beobachtungen; Drückjagden und hektische Situationen im Sekundentakt sind nichts für sie. Andere sind begeisterte Durchgeher; die Dickung kann nicht dicht genug und die Sauen nicht zu nah sein. Jede Sekunde kann etwas passieren! Und bei der Pirsch? Da trifft man fast bei jedem Jäger ins Schwarze. Man ist auf Augenhöhe mit dem Wild und bekommt ganz andere Eindrücke als aus einer Kanzel. Wenn man sich geschickt anstellt, kann man das Wild aber auch auf kürzeste Entfernung beobachten, es hören und manchmal sogar riechen. Die Pirsch ist nicht nur eine der spannendsten, sondern auch eine der anspruchsvollsten Jagdarten. Ich habe einige meiner Erfahrungen für Sie zusammengestellt.

Basiswissen für die Pirsch

Wind, Deckung und Geräusche. In dieser Reihenfolge kann man die wichtigsten Elemente der Pirsch nennen. Je nach Wildart und Situation können Deckung oder Geräusch mehr oder weniger entscheidend sein – bei schlechtem Wind hat man jedoch eigentlich schon verloren. Es sei denn, man kann das Wild großräumig umschlagen. Ein hilfreiches Utensil, welches immer dabei sein sollte, ist daher ein Windprüfer.

Die beste Deckung ist ein natürlicher Sichtschutz wie Hecken, Bäume, Sträucher oder Kuppen. Meiner Erfahrung nach ist es jedoch auch sinnvoll Tarnkleidung zu tragen. Man ist dadurch zwar nicht unsichtbar für das Wild, jedoch verschleiert die Tarnkleidung die Silhouette des Jägers. Dies bringt einem häufig die zwei bis drei Sekunden mehr oder die eine Bewegung, die noch gefehlt hat, um die Waffe in den Anschlag zu bringen und einen sauberen Schuss antragen zu können.

Wie empfindlich das Wild auf Geräusche reagiert, ist sehr situationsabhängig. Manchmal kann ein kleiner Ast oder ein knirschender Stein alles verderben, bevor es überhaupt richtig spannend wird. Doch gerade wenn Sauen in größeren Rotten in aller „Ruhe“ brechen und sich in Sicherheit wägen, erzeugen sie selbst manchmal eine Geräuschkulisse, gegen die man kaum anstampfen kann. Besser ist es dennoch, sich so leise wie möglich zu verhalten.

Grundausrüstung für die Pirsch

Wichtig ist, dass man bei der Pirsch nicht lange überlegen darf und mit seinem Equipment vertraut ist. Daher ist die Art der Waffe gar nicht so entscheidend – wichtig ist, dass Sie die Waffe schnell und vor allem sicher bedienen können. Bei der Optik gehe ich persönlich immer mit dem Wandel der Zeit. Das Fernglas bleibt immer häufiger zu Hause und wird durch eine Wärmebildkamera ersetzt. Sowohl bei Tag als auch bei Nacht entdeckt man das Wild häufig deutlich früher. Nur bei der Pirsch in sehr weiten Feld- oder Bergrevieren kommt bei mir noch ein Fernglas mit Entfernungsmesser zum Einsatz. Angesprochen wird bei Tageslicht durch das Zielfernrohr und nachts durch die Wärmebildkamera. Bei der Wahl des Zielfernrohrs würde ich immer auf ein variables Modell zurückgreifen, da die Schussentfernungen von nah bis fern sehr unterschiedlich sein können und eine höhere Vergrößerung beim genauen Ansprechen sehr hilfreich ist.

Ein Zielstock ist bei der Pirsch Pflicht. Nicht nur, um einen sicheren Schuss abzugeben, sondern auch, um sich mal abzustützen. Die Marken- und Modellauswahl ist hierbei sehr groß. Von ein- bis fünfbeinigen Stöcken ist alles verfügbar. Als Faustregel gilt: Je mehr Beine der Stock hat, desto stabiler liegt die Waffe; je weniger Beine er hat, desto schneller ist man im Anschlag. Die Wahl eines Zielstocks muss man also auf die eigenen jagdlichen Gegebenheiten anpassen. Im Wald bei kurzen Schussentfernungen sind also „schnelle“ Zielstöcke mit wenigen Beinen im Vorteil. Wenn man weitere Schussentfernungen zu erwarten hat, sollte man besser auf ein Vier- oder Fünfbein zurückgreifen.

Als „letztes Teil“ führe ich immer noch eine kleine Equipment-Bauchtasche mit mir. Warum keinen Rucksack? Nun, bei vielen Rucksäcken sind die Riemen recht dick und behindern einen sauberen Anschlag. Außerdem streift man mit einem Rucksack schneller an Ästen oder Bäumen entlang. Das verursacht teils laute Geräusche. Die Bauchtasche befindet sich stets vor dem Körper und ist somit voll im Blickfeld. Außerdem kann man viel schneller auf die Utensilien zugreifen, ohne dass man die Tasche absetzten muss.

In der Tasche trage ich diese Ausrüstung mit:  

  • ein Messer
  • ein Bergegurt
  • ein Paar Handschuhe
  • den Windanzeiger
  • einen Entfernungsmesser, wenn man kein Fernglas mit Entfernungsmesser mitführt (Da man ständig in Bewegung ist, kann man sich auch im vertrauten Revier schnell vertun)
  • eine leichte Daunenweste, falls man einmal kurz Pause macht oder es unerwartet kalt wird.
  • Markierungsband (nicht nur um einen Anschuss zu markieren, sondern auch für die eigene Position bei der Schussabgabe. Diese ist nämlich häufiger schwierig wiederzufinden)

Die Bekleidung muss man den Umweltbedingungen anpassen, zudem hat jeder seine individuellen Vorlieben. Man sollte jedoch drauf achten, dass die Bekleidung möglichst leise ist und man sich darin gut bewegen kann.

Pirsch auf Schwarzwild

Eigentlich kann man auf alles Schalenwild und in fast allen Revieren erfolgreich pirschen. Hat man den Dreh erst einmal raus und kennt sein Revier, lassen sich fast alle Wildarten über einen Großteil des Jahres recht ähnlich bejagen, denn sie ändern ihr Verhalten äsungs- und stressbedingt nur sehr ungern. Jeder kennt diese eine Ecke, wo immer ein paar Rehe stehen. Auch Rot- und Damwild lässt sich über eine artgerechte Bejagung sehr gut steuern.

Doch beim Schwarzwild muss man sehr flexibel sein – keine andere Wildart kann so unterschiedlich bejagt werden. Jede Jahreszeit hat bei den Sauen ihren eigenen Schwung und birgt damit immer neue Herausforderungen. Das Pirschen ist bei den Sauen nicht nur besonders spannend, sondern auch extrem erfolgreich – wenn man weiß, wo und wie. Zum Entdecken und Ansprechen der Stücke bei Nacht ist ein Wärmebildhandgerät vorteilhaft. Wenn man sich erst einmal daran gewöhnt hat, möchte man es nicht mehr missen. Ob man sein Zielfernrohr noch mit einem Nachtsicht- oder Wärmebildvorsatzgerät ausstattet, muss jeder für sich selbst entscheiden. Um die Bestände zu reduzieren, können diese Optiken sehr hilfreich sein, die Spannung der Jagd geht damit jedoch ein Stück weit verloren. Jeder, der schon einmal bei wenig Licht über den freien Acker auf < 20m Sauen angegangen ist, weiß sofort, was ich meine.

Gerade bei schlechten Lichtverhältnissen ist die Deckung bei der Pirsch eher zweitrangig. Man sollte sich jedoch nicht zu auffällig verhalten und hektische Bewegungen vermeiden. Wenn man Deckung hat, sollte man sie dennoch nutzen. Ansonsten können besonders Sauen sehr gut über freie Flächen angegangen werden, denn ihr Sehvermögen ist nicht das beste. Dabei ist es ratsam, sich immer unterhalb der Horizontlinie zu bewegen und vor allem den Wind zu beachten. Wie laut man sich bewegen darf, ist sehr situationsabhängig.

Im Frühjahr lassen sich die Sauen sehr häufig an Kirrungen, frisch gedrillten Äckern und auf Wiesen mit tierischem Eiweiß antreffen. Sind sie erst einmal gefunden, ist das Anpirschen häufig gar nicht mehr die große Schwierigkeit. Denn haben die Schweine eine attraktive Stelle gefunden, halten sie sich hier meist eine Zeit lang auf. Jetzt gilt es auf Schussentfernung ranzukommen und absolut sicherzustellen, dass keine führenden Stücke erlegt werden.

Im Sommer und im Frühherbst kann man die Sauen häufig schon oder noch bei Tageslicht antreffen. Pirschen auf „Weizenschweine“ ist wohl mit die bekannteste Form der Sommerjagd. Doch auch das Ablaufen von Beregnungsgassen im Mais ist sehr spannend und effektiv. Gerade bei der Pirsch im Mais oder Weizen möchte ich verhindern, dass langstreifende Halme mich verraten – eine Jogginghose oder eine lange Unterhose sind absolut geräuschlos.

Kommen die Sauen nicht auf die Beregnungsgassen, kann man sie auch im Mais verhören und auf den Fahrspuren entlang krabbeln. Schon häufiger habe ich mich dabei auf einmal selbst mitten in einer Rotte wiedergefunden. Einem sollte dabei bewusst sein, dass Sauen wehrhaft sind und man sich selbst gerade in deren Wohn-, Schlaf- und Esszimmer befindet. Scheinangriffe von Bachen wird jeder aktive „Maiskrabbler“ schon einmal erlebt haben. Eine sehr gute Kenntnis der Wildart und ein hohes Maß an Selbstbeherrschung sind bei dieser Jagdart von Nöten. Denn im Mais hat man kaum Platz – trotzdem müssen ein sicherer Kugelfang und das Verhindern von Paketschüssen in jedem Fall gewährleistet werden.

Wem diese Pirschform zu heikel ist, sollte sich auf die Pirsch entlang von Feld- und Waldkanten beschränken. Auch hier lassen sich die Schwarzkittel häufig antreffen. Und gerade Wechsel in Richtung Wasser sind im Sommer sehr gut belaufen – hier ist der Ansitz jedoch zumeist sinnvoller.

Zudem ist die Pirsch auf Stoppelsauen immer sehr erfolgsversprechend. Hier sind die Sauen gerne reichlich in Bewegung. Entweder man kommt flink hinterher oder passt die Route ab, die die Sauen den Erfahrungen des Jägers nach nehmen. Hat man eine Fläche, an der man die Sauen vermutet, lohnt es sich auch einen Ansitz aus sicherer Entfernung zu machen und die Sauen anzugehen, wenn sie die Fläche betreten. Um das versehentliche Knacken der Halme zu verhindern, ziehe ich häufig meine Schuhe aus und gehe die Sauen barfuß oder auf Socken an. So kann man den Boden genau ertasten und spürt jeden Halm unter sich.

Die Schneepirsch auf Sauen im Winter funktioniert sowohl bei Tag als auch bei Nacht. Man sollte darauf achten, sich den Verhältnissen entsprechend zu kleiden. Dies gilt nicht nur für die Temperaturen, sondern vor allem für die Farbe. Ein Schneetarnanzug (es funktioniert auch ein Bettlaken) macht einen nahezu unsichtbar. Das betrifft neben Sauen auch alles andere Schalenwild. Schon häufig habe ich es erlebt, dass ich im Schneetarn zwar wahrgenommen wurde, das Wild die Gefahr aber überhaupt nicht einordnen konnte.

Hat es nachts geschneit und am nächsten Tag scheint die Sonne, kann es wohl so oder so keinen Waidmann zu Hause halten. Das Ausneuen von Schwarzwild ist eine der spannendsten Jagdarten. Sowohl allein, vor allem aber in einer kleinen Gruppe kann man so sehr erfolgreich jagen. Eine Person pirscht die Fährte entlang und zwei bis drei Schützen besetzen die Fernwechsel aus dem vermuteten Einstand heraus. Geht man die Fährte in einer Schneelandschaft aus, sollte man besonders auf Stellen achten, an denen kein Schnee liegt. Spätestens wenn der kleine Fichtenkussel oder die Brombeeren anfangen zu dampfen, sollte man aufmerksam werden. Denn häufig verstecken sich darunter die Sauen.

Übung macht den Meister

Bevor man Pirschen geht, sollte man sich mit seinem gesamten Equipment vertraut machen. Wenn man seinen Zielstock vor der Jagd noch nie benutzt hat, kann das ein Scheitern bedeuten. Der Aufbau und das Ablegen der Waffe müssen intuitiv geschehen. Und auch die Schießfertigkeiten vom Zielstock müssen geübt werden. Von Vier- oder Fünfbeinen lassen sich sehr präzise Schüsse abgeben, denn die Waffe ist nahezu komplett stabilisiert. Bei Ein-, Zwei- und Dreibeinen kann man sich selbst deutlich besser stabilisieren, wenn man sich „in den Stock hineinlehnt". Ansonsten können im Sitzen sehr gute Schießpositionen erreicht werden, indem man den Vorderschaft auf dem Zielstock ablegt und die Ellenbogen auf den Knien abstützt.

Fazit

Die Pirschjagd hat viele Facetten und gibt jedem Jäger stets aufs Neue frische Eindrücke. Man bewegt sich mit dem Wild auf Augenhöhe – im Flachland jedoch auch mit dem Horizont. Daher sollte man immer auf ausreichend Kugelfang achten. Der Winkel zum Wild ist extrem flach und die Kugel wird bei flachen Schüssen mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht sofort in den Erdboden einschlagen. Außerdem darf man nicht vergessen, dass man bei der Pirsch auch immer eine Fährte hinterlässt, die das Wild auch noch einige Stunden später wahrnehmen kann. Wenn man zu viel, in den falschen Ecken oder bei schlechtem Wind pirscht, lernt das Wild sehr schnell. Und weiß es erstmal, dass es gejagt wird, dann wird es heimlich oder zieht sich in andere Reviere zurück. Daher pirschen Sie – aber seien Sie sich auch immer der Wirkung und der Risiken bewusst!